Stadtgeschichte
Neuensteins reiche Geschichte
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Der Gründer der Stadt Neuenstein: Kraft III. von Hohenlohe
Kraft III. von Hohenlohe (ca. 1310-1371)
Über die mittelalterlichen Herren von Hohenlohe ist leider nur wenig bekannt. Das gilt auch für Kraft III. von Hohenlohe. Er gehörte der Linie Hohenlohe-Weikersheim an und folgte 1344 als einziger Sohn seinem Vater Kraft II. in der Herrschaft. Über die Herrschaft Hohenlohe-Weikersheim hat er ungeteilt verfügt. Mit ihren Eckpunkten Weikersheim-Öhringen-Schillingsfürst war sie sehr weit gespannt, stellte allerdings noch keinen geschlossenen Herrschaftskomplex dar. Kraft III. ist erstmals 1328 nachweisbar und könnte um 1310 geboren sein. Er heiratete um 1340 die Gräfin Anna von Leuchtenberg. 1371 starb er nach fast 27-jähriger Herrschaft.
Neuenstein hat ihm seine Stadtgründung zu verdanken. Als Ort existierte Neuenstein freilich schon länger. 1351 war es die Initiative dieses Hohenlohe, die dem Ort die Qualität einer Stadt verschaffte. Ohne königliche Mitwirkung konnte und durfte Kraft keine Stadt gründen. Er bat den in Prag residierenden König Karl IV. um die Erlaubnis. In Gestalt einer Urkunde vom 30. Juli 1351 erhielt er sie. Diese für Neuenstein so wichtige Urkunde wird noch heute im Hohenlohe-Zentralarchiv verwahrt.
Die Herren von Neuenstein
Neuenstein gehört zu den jüngeren Siedlungen unseres Landkreises. Die wichtigste Urkunde zur Frage der Besiedlung des Altkreises Öhringen ist der sogenannte Öhringer Stiftungsbrief. Im Jahr 1037 erhoben Gräfin Adelheid und ihr Sohn Gebhard, Bischof von Regensburg, die Kirche von Öhringen zum Chorherrenstift und statteten das Stift reichlich mit Gütern aus. Die Aufzählung dieses Besitzes lässt den damaligen Stand der Besiedlung in unserem Raum ziemlich gut erkennen. Die meisten in der Urkunde genannten Orte liegen westlich des ehemaligen römischen Limes und im mittleren Kochertal. Auf der Ostseite, dem sogenannten Ohrnwald, werden nur Epbach und Söllbach erwähnt. Das Ohrnwaldgebiet erstreckt sich von Öhringen nach Osten bis Kupferzell und im Süden bis Sailach und Mainhardt. In der Zeit der Öhringer Schenkung dürfte die Neuensteiner Markung zu dem noch nicht erschlossenen Gebiet gehört haben.
Bischof Gebhard hatte nicht seinen ganzen Besitz im Ohrnwald dem neuen Stift einverleibt. Vor allem den Bereich der Waldenburger Berge und die direkt vorgelagerte Ebene vermachte er seinem Bistum Regensburg. Burg und Ort Neuenstein waren Regensburgisches Lehen und blieben es auch nach deren Übernahme durch die Herren von Hohenlohe.
Ludwig Casimir von Hohenlohe-Neuenstein: Begründer der Residenzstadt Neuenstein
Begründer der Residenzstadt Neuenstein
Ludwig Casimir, 1517 in Öhringen geboren, ist Ahnherr der hohenlohischen Hauptlinie Hohenlohe-Neuenstein. Das Haus Hohenlohe spaltete sich oft. Die wichtigste Teilung ist die von 1553/55 in Hohenlohe-Neuenstein und Hohenlohe-Waldenburg. Ludwig Casimir erhielt damals durch Los den Neuensteiner Teil. Auch seine Linie teilte sich später. Die jetzigen Fürsten zu Hohenlohe-Öhringen und zu Hohenlohe-Langenburg sind Mitglieder der von Ludwig Casimir begründeten Linie.
Die Teilung der Grafschaft Hohenlohe in zwei Teile hatte zur Folge, dass Ludwig Casimir sich eine Residenz verschaffen mußte. Die mittelalterliche Wasserburg Neuenstein hatte bereits Vorgängern als Grafensitz gedient. Aber eine repräsentative Residenz nach den damals modernen Vorstellungen war sie nicht. Ludwig Casimir baute die Burg zu einem Schloß aus, das im Renaissance-Stil gestaltet wurde und auch äußerlich ein anspruchsvoll repräsentativer Wohnsitz wurde. Das große Wappen über dem Tor des Schlosses erinnert heute noch an ihn als dem Erbauer des Schlosses. Ludwig Casimir mußte weiterhin die für eine Regierung nötigen Einrichtungen schaffen. Eine Kanzlei als Regierungsbehörde wurde errichtet und dafür ein Gebäude in Schloßnähe gebaut. Es wurde außerdem ein Gebäude für die Aufbewahrung der Abgaben an den Herrscher benötigt und gebaut. Das war die alte Zehntscheuer, die dort stand, wo sich heute das evangelische Gemeindehaus befindet. Aufmerksame Betrachter finden noch das alte Wappen Ludwig Casimirs eingemauert. Ein Zeichen, dass er die Zehntscheuer erbaut hat und dass es die Zehntscheuer seiner Herrschaft war.
Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein: Letzter in Neuenstein residierender Graf von Hohenlohe
Letzter in Neuenstein residierender Graf von Hohenlohe
Wolfgang Julius wurde 1622 in Neuenstein geboren. Er starb auch hier, 1698, und wurde in der hiesigen Kirche prunkvoll bestattet. Man hat den Eindruck, er sei ein bodenständiger Hohenlohe gewesen, aber genau das war er nicht. Er war jemand, der weiträumig Erfahrungen gemacht und als Türkenbezwinger einen bedeutenden Nachruhm erlangt hat. Schon seine Ausbildung in Tübingen, später die Wirren des Dreißigjährigen Krieges entfremdeten ihn vom Geburtsort. Die Flucht vor den kaiserlichen Truppen führte den Protestanten über Worms nach Straßburg. Die Familie wohnte eine Zeit lang im thüringischen Ohrdruf, Außenbesitz der Hohenlohe-Neuenstein. Die Schrecken des Krieges hinterließen bei Wolfgang Julius ihre Spuren. Als 15Jähriger wurde er von einer feindlichen Patrouille aufgegriffen und zog sich bei dem Gefecht einen Schuß ins Gesicht zu. Die Narben blieben zeitlebens.
Wolfgang Julius war 19, als sein Vater 1641 starb. Die Mutter Sophia übte in der Neuensteiner Residenz die Regentschaft für die minderjährigen Söhne aus. Wolfgang Julius blieb zwei Jahre bei ihr. Dann begann er eine Kavaliersreise nach Frankreich, das für den Adel als fortschrittlich und vorbildlich galt. Aus Geldnot suchte er bald nach einer Verdienstmöglichkeit. Er trat in das Regiment des in französischen Diensten stehenden Reichsmarschalls Rantzau ein. Am französischen Hof herrschten heftige Intrigen, die auch Wolfgang Julius verstrickten. Er geriet in Gefangenschaft und mußte in Antwerpen eine siebenmonatige Haft verbüßen.